„Oh Mensch, es ist so voll!“ Zwei aufwendig geschminkte junge Tänzerinnen lugen vorsichtig hinter den Kulissen hervor. 20 Minuten vor der Show des Goethe-Gymnasiums sind bereits alle Plätze in der Jahnhalle besetzt. Mehr als 500 Eltern, Geschwister und andere Familienangehörige freuen sich auf ein hochklassiges Erlebnis am Sonntagabend.
Kunstvolle Choreografien, elegante Kostüme und ausdrucksvolle Bewegungen prägen die Veranstaltung. Diese wurde vor allem vom Tanzensemble des Goethe-Gymnasiums bestritten. Mitgewirkt haben auch die Tanz-AGs des Gymnasiums und der Realschule.
Doch die Akteure wollen mehr als „nur“ schön zu tanzen: Sie senden wichtige Botschaften ans Publikum. Das Motto der Tanzshow ist „Kaleidoskop“. „Wenn man durch das Kaleidoskop schaut, sieht jeder seine Welt anders.“ So beschreibt Bettina Köditz die Idee der Show. Sie ist Leiterin des Tanzensembles und mit Carolin Rigsinger kreative Organisatorin der Veranstaltung.
„Wenn man die Nachrichten anschaut, dann kommen Aufrüstung, Bombenangriffe, Überfälle. Die Welt wurde bedrohlich. Heutzutage brauchen wir nicht nur eine bunte Welt, sondern auch bunten Frieden.“ Das berührt Natalia Babanska besonders. Vor drei Jahren musste sie aus der Ukraine fliehen. Ihre Tochter Evelina Lazareva, Schülerin der Klasse 5c, tanzt, und ihre Mutter kann sich an der glücklichen Elfjährigen nicht sattsehen.
Für Evelina war es lebenswichtig, die von dem Krieg zerstörte Routine zurückzubekommen. „In der Ukraine tanzte meine Tochter in einem preisgekrönten Ensemble. Das war ein unerlässlicher Teil ihres Lebens und wir sind sehr froh, dass Evelina wieder auf der Bühne steht.“
Mehrere Tänze tragen sowohl politische als auch philosophische Aussagen und laden die Zuschauer dazu ein, sich selbst liebevoll zu entdecken. „Das Verstehen und die Akzeptanz, dass alle Menschen schön in ihrer Vielfalt sind, ist der erste Schritt zur gesunden Gesellschaft“, meint Tete Loeper. Die ruandisch-deutsche Schriftstellerin und vierfache Mutter erfuhr aus der Presse von dem Konzert und war von der Metapher fasziniert. Ihrer Meinung nach ist es möglich, durch Choreografie klarer zur Welt zu sprechen.
„Es gibt viele Arten, mit Emotionen umzugehen. Tanz ist eine wunderschöne Form, um zu träumen, Sachen zu verarbeiten und – in dieser Welt zu leben, weil wir durch den Tanz Freunde machen“, so Bettina Köditz.
Um den Gemeinschaftsgeist zu stärken, präsentieren einige Lehrerinnen und eine „Mom-and-Dad“-Gruppe des Goethe-Gymnasiums tänzerische Auftritte. Auch ehemalige Gymnasiastinnen sind an diesem Abend unter den vielen Akteuren.
So wie Tamara Schulze. Sie hat ihr Abitur schon vor zwei Jahren gemacht und ist jetzt stolz, immer noch mitwirken zu können und ein kleiner Teil des Events zu sein.
Für den Montagmorgen stand eine Aufführung für die Gaggenauer Schulen auf dem Programm und für den Montagabend eine Wiederholung des sonntäglichen Programms.
Text: BNN / Ausgabe Murgtal vom 01.04.2025
Fotos: Realschule Gaggenau