Was aber haben vier Senioren, ein Betreuer der Lebenshilfe, die Lehrer und die Schüler gemeinsam? Es ist ihr Interesse an der Natur, Landschaftspflege, Umweltschutz und Erhaltung der Vielfalt der Arten unserer Erde.
Hierzu wollten wir einen kleinen Beitrag leisten und auf dem Schulgebäude einen Apfelbaum, Malus domestica genannt, pflanzen. Von denen gibt es hier schon geschätzte Dutzend, alle mit Sortenschild genau bezeichnet, wie im botanischen Garten. Und allesamt alte widerstandsfähige Sorten, die ohne Gift auskommen können. Das ist viel gesünder, auch für die Bienen! Die Namen lesen sich sehr wohlklingend und manche auch etwas geheimnisvoll: „Freiherr von Berlepsch“, „Gewürzluiken“ oder auch „Geheimrat Oldenburg“ kann man auf den Schildern beispielsweise lesen.
Bevor aber gepflanzt wird, bedarf es einiger Vorbereitungen und noch wichtiger: es müssen jede Menge Fragen beantwortet werden, denn der Wissensdurst ist groß. Was ist eine Veredlungsstelle? Warum werden die Äste zurückgeschnitten, der Baum soll doch wachsen? Viele weitere Fragen der Schüler standen im Raum und die Beantwortung dieser dauerte letztlich länger als die Pflanzung selbst. Wir pflanzten einen schon recht großen Baum, einen Hochstamm der Sorte „Zabergäureinette“, mit vereinten Kräften. Besonderen Einsatz zeigte hier Schulleiter Axel Zerrer, der in feinem Anzug und schicken Schuhen gekonnt den Spaten schwang und sichtlichen Spaß an der Arbeit hatte. Danach erhielt der Baum ein Schutzgatter, denn die Wiese wird von vierbeinigen Rasenmähern kurz gehalten und Ziegen fressen bekanntlich besonders gerne an jungen Bäumen herum. Außerdem konnte man praktischerweise die Äste zum Abspreizen per Mauerschnur an den Zäunen befestigen. Mit dem Gießen des Jungbaumes – in Fachkreisen Einschlämmen genannt – wir die Arbeit beendet und wir genossen den köstlichen Apfelsaft, den die Schüler letzten Herbst selbst gekeltert hatten.
Es war noch Zeit für Fachsimpelei und wir kamen zu dem Schluss, dass ein Obstbaum in seinem langen Leben ein Sinnbild für einen Generationenvertrag zwischen Alter und Jugend darstellt: Der Vater pflanzt, der Sohn erntet, der Enkel kann noch mit dem Totholz heizen. Jede Generation sollte Bäume pflanzen, denn sonst reißt diese Kette ab und die Erde verarmt. So ging ein schöner lehrreicher Vormittag zu Ende und während Reinhard noch eine spontane Zaubervorstellung gaben, waren wir uns in zwei Dingen einig a) der Schulunterricht ist heute viel praktischer orientiert als zu unserer Schulzeit und b) es war so schön, dass wir uns bald zum nächsten Projekt treffen wollen.
Werner Rittler, Seniorenbetreuung