Im Zuge eines WVR-Projektes im Jahr 2009 beschäftigte sich die damalige Klasse 8b mit der Geschichte der jüdischen Mitbürger in Gaggenau und leistete damit die Vorarbeit für eine Stolpersteinverlegung durch den Künstler Gunter Demnig in Gaggenau.
Mit Stolpersteinen soll an das Schicksal von Menschen erinnert werden, die durch die Nationalsozialisten verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Steine sind aus Beton und haben eine Kantenlänge von circa 10 cm. Auf ihnen ist eine beschriftete Messingplatte angebracht, auf der man den Namen, das Geburtsjahr und das Schicksal eines Menschen, meist das Datum der Deportation oder des Todes, nachlesen kann. Sie werden vor die zuletzt selbst ausgesuchten Wohnhäuser der Opfer in das Pflaster des Gehwegs eingelassen.
Nach ausführlichen Recherchearbeiten, einer erfolgreichen Präsentation über das Vorhaben im Gemeinderat, dem Sammeln von Spenden und tatkräftiger Unterstützung durch Herrn Behne und Herrn Peters und den Arbeitskreis „Gedenken“, der sich am 12. März 2009 konstituiert hatte, konnten die Stolpersteine am 7. Oktober 2009 verlegt und damit die WVR-Projekt-Idee realisiert werden.
Die erste Verlegung der Stolpersteine fand in der Landstraße 34 statt. Die Schülerinnen und Schüler, ihre Klassenlehrerin Frau Herbstreith und der Arbeitskreis „Gedenken“ trafen sich dort mit dem Künstler Gunter Demnig, dem Oberbürgermeister Christof Florus, dem Hördener Ortsvorsteher Matthias Albrecht und einigen Bürgern. Die ersten beiden Stolpersteine wurden dort für Ludwig und Julie Stern verlegt, die nächsten zwei Steine wurden zum Gedenken an Julius und Emilie Maier in der Landstraße 49 eingelassen. Zu Fuß ging es zum nächsten Verlegeort in die Hördenerstraße 5. Dort erinnern die Steine an Hans Meier und Zerline Stengel. Daraufhin ging es nach Gaggenau in die Hauptstraße 101, wo der letzte Stolperstein zum Gedenken an Nathan Kahn verlegt wurde.
Die Klasse gestaltete außerdem mit der Hilfe ihrer Klassenlehrerin eine Homepage (http://www.archiv.realschule-gaggenau.de/schueler/2008_12_gedenksteine/Projekt_gedenkstein/Willkommen.html), auf der man etwas über die unterschiedlichen Lebens- und Leidenswege unserer ehemaligen jüdischen Mitbürger in Gaggenau und Hörden erfährt.
Mit diesem Projekt trug die Klasse Sorge dafür, dass die jüdischen Mitbürger, die durch die nationalsozialistische Diktatur ums Leben kamen, nicht in Vergessenheit geraten. Es ging den Schülerinnen und Schülern darum zu zeigen, dass ein Mensch erst dann vergessen ist, wenn sein Name vergessen ist.
Das WVR-Projekt der ehemaligen Klasse 8b wirkt auch an der Realschule weiter: Jährlich am 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, machen sich Neuntklässler der Realschule Gaggenau mit ihrer engagierten Geschichtslehrerin Frau Wunsch auf den Weg zu den verlegten Stolpersteinen, um diese mit einer entsprechenden Politur zu pflegen. Dabei erfahren sie von Herrn Behne und Herrn Peters mehr über das Leben, die Berufe, die Familienumstände und das Schicksal der jüdischen Familien, die einst dort gelebt hatten.
Zu den oben genannten Stolpersteinen kamen in der Folge noch weitere hinzu: Am 9. November 2013 wurden durch den Arbeitskreis „Gedenken“ fünf Steine für den Rotenfelser Arzt Isidor Meyerhoff und seine Familie verlegt.
Im Sommer 2014 erhielt Frau Herbstreith einen berührenden Brief von Susan Baum, der Enkelin von Dr. Isidor Meyerhoff. Sie bedankte sich dafür, dass sie die Bilder und Geschichten ihres Großvaters auf der Homepage der Realschule Gaggenau finden konnte.
Hier ihre Nachricht:
To the Class 8b of 2008, teachers, and sponsors,
I recently came across your Project Stolperstein on the internet and want to thank you with all my heart. I am the granddaughter of Dr. Isidor Meyerhoff and the daughter of Trudel. What joy I felt when I saw the photos and article about my grandfather! I have very few pictures of him, but my mother often told me stories about how kind he was to everyone and that he could whistle any tune with perfect pitch.
If it is possible for you to contact any of the students who participated in this research project, please tell them of my deep appreciation for their efforts. It gives me great hope for the future to realize that so many young people throughout the world are thoughtful and caring.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“
With sincere gratitude to all of the students, teachers, and sponsors, “You will never be forgotten!” Susan Baum